WECON GmbH

Das lange Warten auf die Anerkennung von Berufsabschlüssen

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Eine Ausbildung wie sie in Deutschland üblich ist, dual und in rund 400 verschiedenen Berufen, gibt es in vielen außereuropäischen Ländern nicht. Um dennoch Beschäftigte aus Drittstaaten für Jobs im handwerklich-technischen Bereich zu gewinnen, sucht die WECON GmbH aus Ascheberg gezielt nach Bachelor-Absolventen. „Ihren Abschluss hier in Deutschland anerkannt zu bekommen, ist einfacher als bei Fachkräften, die in ihrem Heimatland eine Ausbildung absolviert haben“, erklärt Geschäftsführer Hendrik Hemker. Einfacher heiße allerdings keinesfalls einfach.


Dabei haben Hendrik Hemker und seine Assistentin Ulrike Kröger seit 2016 viel Erfahrung damit, Azubis aus Drittstaaten, insbesondere aus Kamerun, zum Hersteller von Wechselanhängern für Nutzfahrzeuge und Aufbauten für den kombinierten Verkehr von Schiene und Straße nach Ascheberg und zum zweiten Standort nach Altenberge zu holen. Doch bei der Anerkennung der ausländischen Bachelor-Abschlüsse für Fachkräfte stoßen sie immer wieder an die Grenzen der Bürokratie.

 

Bearbeitungsstau bei der Zentralstelle Fachkräfteeinwanderung

 

Flaschenhals beim Verfahren ist laut Hendrik Hemker die Zentralstelle Fachkräfteeinwanderung (ZFE NRW) bei der Bezirksregierung Köln. Sie ist die zuständige Ausländerbehörde für das beschleunigte Fachkräfteverfahren, das WECON nutzt. Ihre Aufgabe: Arbeitnehmende und Arbeitgebende dabei zu unterstützen, die arbeitsrechtlichen Voraussetzungen für die Erteilung des Visums zu erfüllen. Sind die Voraussetzungen aus Sicht der ZFE gegeben, erteilt sie eine Vorabzustimmung, wodurch die Visa-Bearbeitung bei der Deutschen Auslandsvertretung schneller ablaufen kann. Soweit die Theorie.

 

In der Praxis hat Hendrik Hemker immer wieder langwierige, stark verzögert Verfahren erlebt, die seiner Erfahrung nach auch in der extrem knappen Personaldecke des ZFE begründet sind. Ein aktueller Fall hat sich – trotz des vermeintlich beschleunigten Fachkräfteverfahrens – fast ein Jahr hingezogen. Nach der Initiativbewerbung einer Fachkraft aus Kamerun mit Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik im Juni 2023 stellte Hemker am 16. November 2023 den Antrag auf das beschleunigte Fachkräfteverfahren bei der ZFE. Im Februar 2024 erhielt er die Information, dass Unterlagen fehlen. Im März kam eine erneute Nachricht, dass Angaben fehlen. Ende März wurden dann die Unterlagen endlich zur Bearbeitung an den zuständigen Kollegen weitergeleitet. Erst Mitte Mai ging die Vorabzustimmung an die Auslandsvertretung. Die Terminvergabe bei der Deutschen Botschaft in Kamerun dauerte weitere sieben Wochen statt üblicherweise drei Wochen. Ende Juli konnte die Fachkraft dann endlich einreisen und ihren Job bei WECON beginnen.

 

Gefahr, dass Bewerber:innen wegen der langen Bearbeitungszeit abspringen

 

Die lange Bearbeitungszeit und die Bürokratie ist für Hendrik Hemker aber noch aus einem anderen Grund ein Problem. „Wir stehen bei den ausländischen Fachkräften im Wettbewerb zu anderen Ländern, die gerade auch in Kamerun sehr aktiv werben und eine Einreise deutlich schneller ermöglichen. Dadurch besteht immer die Gefahr, dass die Bewerber abspringen. Unsere Fachkraft saß monatelang in Kamerun auf Abruf“, betont Hemker. „Davon abgesehen verschenken wir ein riesiges Potential an Fachkräften, die es aufgrund der fast unüberwindlichen Hürden bei den Anforderungen für die Anerkennung ihrer Abschlüsse und Qualifikationen erst gar nicht nach Deutschland schaffen.“


Wenn die Fachkräfte dann endlich in Deutschland angekommen sind, unterstützt WECON sie unter anderem durch die Vermietung von Wohnungen und Zimmern, die das Unternehmen dafür gekauft oder angemietet hat. Nach einiger Zeit suchen sich die Beschäftigten dann eine eigene Wohnung und machen Platz für neue ausländische Fachkräfte.


www.wecon.de


Text Sabrina Becker | Foto WECON