Ausprobieren, selber machen: Mitarbeiter lernen im Device Lab Trends und neue Technologien aus erster Hand kennen
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Bunte Blasen und Gebilde ploppen auf dem Bildschirm von Zoya Ruhe auf, breiten sich aus und schmelzen wieder in sich zusammen. Zoya nennt es eine „Heat Map“ – mal hier, mal da zeigen die Gebilde ihr an, auf welche Punkte der im Hintergrund sichtbaren Website die Nutzer am häufigsten schauen. Dort wird es dann rot beziehungsweise „heiß“. Ist es die Teaser-Kachel oben oder doch der Foto-Slider in der Mitte? Zoya probiert sogenanntes Eye-Tracking aus – dabei werden mithilfe einer Kamera die Augenbewegungen eines Users aufgenommen und später zu einer Heat Map zusammengeführt. „Ich arbeite im Marketing und kann auf diese Weise überprüfen, ob unsere Website so von den Kunden genutzt wird, wie wir es geplant haben“, sagt Zoya.
Laser-Cutter, VR-Brillen, Roboter und eine elektronische Bastelecke
Genauso besonders wie dieses Verfahren, ist der Ort, an dem sie sich befindet: Sie sitzt in den sogenannten „Shopware Labs“ bei ihrem Arbeitgeber, dem Software-Unternehmen Shopware aus Schöppingen. Neben ihr stehen übrigens ein Laser-Cutter und ein 3D-Drucker, hinter ihr im Regal liegen Drohnen, Tablets, VR-Brillen und verschiedene Smartphones, über ihr steht ein kleiner Roboter, es gibt mehrere Bildschirme und eine (elektronische) Bastelecke.
Zoya ist eine von 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bei Shopware die Möglichkeit haben, neue Soft- und Hardware auszuprobieren, anzuwenden, daran herumzutüfteln und auch mal mit nach Hause zu nehmen. Die Labs dienen somit abteilungsübergreifend als eine besondere Art der Mitarbeiterqualifizierung, die jeder kostenlos nutzen kann. „Wir geben unseren Mitarbeitern damit die Chance, ihren Entdeckerdrang und ihre Neugier auf die neusten Technologien in den Labs auszuleben“, erklärt Anne Göpel, Talent Scout in der Abteilung Human Resources bei Shopware. „Das betrifft neben den Ingenieuren und Produktentwicklern auch Mitarbeiter in den nichttechnischen Bereichen, wie zum Beispiel Sales, Marketing oder Personal. Darüber hinaus entsteht hier öfter mal die ein oder andere Idee für ein neues Produkt oder es wird ein bestehendes weiterentwickelt.“
Tüfteln im Lab schon seit 2013 möglich
Dieses Tüfteln und um die Ecke denken hat bei Shopware Tradition: Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland bot Shopware 2013 solch ein Open Device Lab (übersetzt: Offenes Geräte-Labor) an – zunächst für interne und externe Entwickler, inzwischen vor allem für die eigenen Mitarbeiter. Den Anstoß für die Einrichtung der Labs gab damals Gründer und Vorstand Stefan Hamann. Auch heute kommen von ihm noch immer Ideen, welches Gerät neu angeschafft werden könnte.
Inzwischen sind die Labs fester Bestandteil der Mitarbeiterqualifizierung und Teil der strukturierten Prozesse im Unternehmen. Jeder kann sie nutzen und jeder kann Vorschläge einreichen. Gemanagt werden die Labs von zwei Mitarbeiterinnen, die sich um die Beschaffung neuer Soft- und Hardware kümmern, um das Ausleihsystem, die Wartung sowie die Schulung der Kolleginnen und Kollegen. Das ist auch fester Bestandteil ihres Job-Profils. Ist ein neues Gerät dazugekommen, wird es im internen Newsletter beworben. Wie viele Mitarbeiter tatsächlich in den Labs arbeiten, wird zwar nicht erhoben, jedoch ist ein Besuch der Labs inzwischen ein fester Bestandteil des „Onboarding“-Prozesses für neue Mitarbeiter.
Tipp: „Klein anfangen und den Mitarbeitern Zeit geben“
Dass die Beschäftigung mit Digitalisierung, mit neuen Anwendungen und Geräten nicht immer selbstverständlich ist, erklärt Anne Göpel: „Selbst in einem innovationsgetriebenen Software-Unternehmen ist nicht jeder Mitarbeiter direkt mit allen Technologien vertraut. Die Labs sind daher eine gute Anlaufstelle für alle, die bisher noch keine großen Berührungspunkte mit neuen Hard- und Software-Trends hatten.“ Ihr Tipp: „Klein anfangen und den Mitarbeitern Zeit geben.“
Zoya hat sich diese Zeit genommen und hat inzwischen alle Informationen durch die Heat Map gesammelt, die sie für ihre Arbeit braucht. „In den Labs erhalte ich Informationen aus erster Hand. Ich muss mir nicht so viele Gedanken über einen Button machen, sondern ich gehe einfach hier vor Ort in die Labs und teste das. Dann weiß ich Bescheid.“
Text: Eva Stannigel | Fotos: Rainer Lonsing/ Sebastian Meggle