Viel reden und Lösungen finden für das bestmögliche Miteinander
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Eigentlich müssten Max Filoda und Marcel Schmitz es doppelt schwer haben, Azubis für ihr Unternehmen M2Bau zu finden. Denn sie suchen Handwerker und müssen als Unternehmen, das erst im Frühjahr 2020 gegründet wurde, mit der Skepsis umgehen, ob sie langfristig am Markt bestehen können. Dass sie es dennoch nicht schwer haben, Azubis zu finden, liegt am Auftreten und der Firmenphilosophie. „Man muss miteinander sprechen, das ist für uns das Wichtigste“, sagt Max Filoda. „Dann kann man auch gemeinsam Lösungen finden. Beides haben wir bei unseren bisherigen Arbeitgebern vermisst und uns entschlossen, uns selbstständig zu machen - um es anders zu machen.“
Lockere Posts und Mitarbeitervorstellungen
Für die Azubi-Gewinnung bedeutet dies, dass M2Bau nicht nur lustige und lockere Stellenangebote zielgruppenorientiert über Social Media postet, sondern auch seine Mitarbeiter über Instagram vorstellt: Das ist J.: Er macht sich leidenschaftlich gern dreckig. M. erkennt jeden LKW nur am Klang. L. hat einen hohen Arbeitshosenverschleiß… Das Unternehmen zahlt außerdem einen höheren Lohn als tariflich vorgegeben.
Bei der Einstellung des ersten Azubis war Anfang 2021 dann auch tatsächlich größeres Problemlösungs-Geschick gefragt: Der 18-jährige Marius hatte eine Initiativ-Bewerbung für eine Ausbildung als
Maurer abgegeben, da er seine aktuelle Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste. „Wir wollten ihm eine Chance geben, wollten aber gleichzeitig sicher gehen,
dass die Ausbildung zum Maurer – auch in gesundheitlicher Hinsicht – das Richtige für ihn ist“, erzählt Max Filoda. Und: Das nächste Ausbildungsjahr begann erst zum 1. August 2021. Wie sollte
diese Zeit sinnvoll überbrückt werden?
Einstiegsqualifizierung zur Eignungsfeststellung
„Ein so langes Praktikum ist im Baubereich schwer finanzierbar, da der Mindestlohn für Bauhelfer bei 12 Euro liegt. Da er überhaupt keine Vorkenntnisse hatte, wäre diese Bezahlung aus unserer
Sicht auch gegenüber den anderen Beschäftigten nicht zu rechtfertigen gewesen“, erklärt Marcel Schmitz. „Marius‘ Angebot, bis zum Ausbildungsstart ein unentgeltliches Praktikum zu machen, fanden
wir ebenso wenig fair.“ Deshalb nahmen die beiden Unternehmer Kontakt zur Agentur für Arbeit auf, fragten nach weiteren Möglichkeiten und wurden fündig.
Durch den Wechsel der Ausbildung erfüllt Marius die Fördervoraussetzungen für die Einstiegsqualifizierung. Damit er feststellen kann, ob die neue angestrebte Ausbildung für ihn passend ist, zahlt die
Agentur für Arbeit einen Zuschuss von 247 Euro pro Monat zur Praktikumsvergütung sowie 124 Euro Anteil für die Sozialversicherung an den Arbeitgeber. Außerdem übernimmt sie die Fahrtkosten. Nach
vier Wochen stockte M2Bau die Praktikumsvergütung freiwillig bis zur Höhe der Ausbildungsvergütung im ersten Azubi-Jahr (890 Euro) auf. „So haben wir für alle Beteiligten eine faire Lösung
gefunden“, sagt Marcel Schmitz.
Sehr gutes Miteinander macht Arbeitgeber attraktiv
Seit dem 1. August 2021 ist Marius nun Maurer-Azubi. Als M2Bau ihm anbot, bei Problemen in der Berufsschule zu unterstützen, meldete sich ein Maurer-Geselle freiwillig für die Nachhilfe. „Das ist
genau das Miteinander, was unser Unternehmen ausmacht“, sagt Max Filoda. „Wir führen regelmäßig Gespräche mit unseren Mitarbeitern, in denen Klartext gesprochen wird. Sie können und sollen alles
sagen, was sie auf dem Herzen haben und mit uns über ihre beruflichen Planungen reden. Wir schauen dann, wie wir sie unterstützen können, Probleme zu lösen und dorthin zu kommen, wohin sie
wollen.“
Dank dieser Unternehmenskultur ist Marius mittlerweile nicht mehr der einzige Azubi bei M2Bau. Zu September 2022 haben Max Filoda und Marcel Schmitz einen Azubi übernommen, der in seinem
bisherigen Betrieb Schwierigkeiten hatte. Gleichzeitig kam ein weiterer Azubi über die Handwerkskammer, der eine verkürzte Ausbildung macht und direkt im zweiten Lehrjahr eingestiegen ist.
Text: Sabrina Becker
Bildzeile: Max Filoda und Marcel Schmitz haben Marius (r.) eine Chance gegeben und dadurch einen engagierten Azubi gefunden. Foto: Teamfoto Marquardt