Aufwand und Engagement für die Gewinnung und Integration von Azubis aus Drittstaaten lohnt sich
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Besonders in der Gastronomie ist der Fachkräftemangel immer deutlicher zu spüren. Viele junge Menschen empfinden vor allem die Arbeitszeiten als unattraktiv. Für Familie Beckhaus und ihr Landhotel HermannsHöhe mit angeschlossener Gastronomie ist das eine enorme Herausforderung – Gäste kommen genug, aber die Arbeit wächst ihnen ohne passendes Personal über den Kopf.
„Es sind einfach nur sehr wenige Auszubildende zu bekommen. Die, die sich dann doch bewerben, sind leider oft unzuverlässig oder brechen nach kurzer Zeit ab“, weiß Andreas Beckhaus,
Geschäftsführer im Landhotel HermannsHöhe, zu berichten. „Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, und wir müssen aufgrund des fehlenden Personals darüber nachdenken, ob wir unser
Serviceangebot einschränken.“
Gutes Beispiel aus Sachsen-Anhalt
In dieser Situation wurde Andreas Beckhaus durch Berichte im Fernsehen und in der Presse auf die Aktivitäten eines Gastronomen aus Sachsen-Anhalt aufmerksam: Wolfgang Nickel holt Auszubildende
aus Indonesien nach Deutschland. Als dieser seine Vermittlungsagentur für ausländische Fachkräfte AuLiD in Steinfurt vorstellte, war Andreas Beckhaus zunächst eher skeptisch, ließ sich aber
dennoch auf diese Möglichkeit ein.
„Am Anfang (2018) gab es nur Namen und Fotos, später, vor allem in der Corona-Phase dann auch Online-Interviews, über die wir die Kandidaten kennenlernen konnten“, so Andreas Beckhaus. Im ersten
Jahr stellte er direkt sechs Azubis ein, zwei für die Küche und vier im Service. Die Kosten waren mit vor allem Flugkosten und Vermittlungsgebühren überschaubar.
Inzwischen hat das Landhotel HermannsHöhe, motiviert durch die überwiegend sehr guten Erfahrungen, die Idee ausgebaut. Die Azubis kommen aus verschiedenen Regionen Indonesiens und trotz
unterschiedlicher Religionsangehörigkeit ist die Akzeptanz untereinander sehr hoch.
Die Bereitstellung von eigenem Wohnraum und die Unterstützung durch die ganze Familie Beckhaus, zum Beispiel bei Behördengängen oder der ersten Fahrt mit dem Bus zur Berufsschule, sind ein großer
Vorteil und nach ihren Erfahrungen ein Muss. „Ohne persönliche Betreuung und Hilfestellung bei einfachen Alltagsfragen wären die Azubis hier verloren“, sind sich alle einig. Auch die
Unterstützung durch die Berufsschulen, die ebenfalls daran interessiert sind, ihre Berufsschulklassen weiterhin anbieten zu können, macht es für die jungen Menschen aus Indonesien einfacher. Sie
geben das mit viel Fleiß und guten Noten zurück. Besonders wichtig sind gute Sprachkenntnisse, die im Heimatland unter anderem mit Hilfe des Goethe-Instituts aufgebaut und hier vor Ort mit
Unterstützung der Berufsschule und Kursen bei der BBS weiter verbessert werden.
Deutschland eine gute Alternative
Nach den Erfahrungen von Andreas Beckhaus sind die Familien in Indonesien froh, dass ihre Kinder in Deutschland ein gutes Leben führen können und sehr stolz auf den Erfolg ihrer Kinder. Laut
seiner Einschätzung herrschen in Indonesien Armut und eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Hier hingegen werde eine, für die jungen Indonesier im Verhältnis sehr hohe Ausbildungsvergütung gezahlt.
Unterkunft und Bus etc. sind für sie kostenlos, so dass sie erzählen, dass sie einen Teil ihres verdienten Gelds häufig zu ihren Familien nach Indonesien schicken. Sie berichten auch, dass sie
zwar ihre Heimat und die Verwandten vermissen, aber zurück nach Indonesien wollen die wenigsten. Andreas Beckhaus ist stolz, dass fast alle auch nach ihrer Ausbildung bleiben und sich in
Deutschland eine eigene Existenz aufbauen möchten.
Bürokratie macht es manchmal schwierig
„Natürlich macht das Ganze auch Arbeit, die Beantragung der Unterlagen und Verfahren mit der Botschaft und ähnliches. Hinzu kommt die persönliche Betreuung bei Heimweh oder Konflikten der Azubis,
aber es lohnt sich dennoch!“, berichtet Andreas Beckhaus. Die zunehmende Bürokratisierung, wie zum Beispiel der erforderliche Postversand der Unterlagen anstatt eines Mailversandes, kann er
hingegen oft nicht nachvollziehen. „Das sollte man auf jeden Fall versuchen weiter zu vereinfachen.“
Erfolg in Zahlen
Aufgrund der guten Erfahrungen mit ausländischen Mitarbeitenden und auch, weil es weiterhin kaum andere Bewerbungen gibt, beschäftigt die Familie Beckhaus mittlerweile zahlreiche Nationalitäten.
Insgesamt sind 87 Mitarbeitende aktuell im Landhotel angestellt. Mehr als 50 Prozent davon kommen aus dem Ausland – neben Indonesien sind ganz unterschiedliche Herkunftsländer wie Argentinien,
Rumänien, Albanien, Polen und Bangladesch vertreten.
Seit 2018 wurden insgesamt 14 junge Menschen aus Indonesien ausgebildet – aktuell befinden sich 20 Indonesier in allen Lehrjahren in der Koch- oder Hotelfach-Ausbildung. Für das nächste Lehrjahr
sind bereits vier neue Azubis angefragt.
https://www.landhotel-hermannshoehe.de
Text: Kerstin Schmitt | Foto: Landhotel HermannsHöhe