Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren ist eine Herausforderung – nicht nur bis zur ihrer Ankunft in Deutschland, sondern auch danach. Die Christophorus Trägergesellschaft mbH hat
deshalb zunächst die nötigen Strukturen für ein umfassendes Onboarding aufgebaut, bevor sie nun mit der gezielten Fachkräfte-Gewinnung aus dem Ausland beginnt. „Zu unseren Mitarbeitenden
zählen zwar bereits jetzt schon Menschen aus 52 verschiedenen Nationen, jedoch lebten sie zum Zeitpunkt ihrer Einstellung bereits in Deutschland. Das heißt: Sie hatten bereits eine
Wohnung, soziale Kontakte außerhalb der Arbeit und waren mit dem Alltagsleben in Deutschland vertraut“, erklärt Mark Lönnies. „Fachkräfte, die noch nicht in Deutschland leben, stehen vor
viel grundlegenderen Fragen, wie der Wohnungssuche, dem Aufbau eines sozialen Netzwerks und der Eingewöhnung in eine völlig neue Lebensumgebung. Zudem müssen sie sprachliche und
kulturelle Unterschiede bewältigen, was im Alltag und im Arbeitsleben zu zusätzlichen Belastungen führen kann. Ohne gezielte Unterstützung dabei kann dieser Prozess nicht sowohl für die
neuen Mitarbeitenden als auch für unsere bestehenden Teams sehr herausfordernd sein. Deshalb haben wir uns entschlossen, eine Vollzeitstelle speziell für das Onboarding internationaler
Fachkräfte einzurichten.“
Strukturiertes Onboarding-Angebot
Seit dem 1. Mai 2024 füllt Philipp Gakstatter als Referent für Integration diese Aufgabe aus. Sein sozialpädagogischer Hintergrund war der Christophorus Trägergesellschaft wichtig. „So
können wir sicherstellen, dass sowohl die fachliche als auch die persönliche Integration unserer internationalen Fachkräfte optimal begleitet wird“, erklärt Lönnies. Entsprechend baut
Philipp Gakstatter neben den teils bereits bestehenden Strukturen für das fachliche Onboarding auch Strukturen auf, um die Fachkräfte dabei zu unterstützen, sich im Kreis Coesfeld wohl zu
fühlen und aktiv am Leben mit all seinen Facetten teilzunehmen. Grundlage dafür sind unter anderem Interviews, die Gakstatter zu Beginn seiner Tätigkeit mit rund 15 Personen aus den
unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Einrichtungen zu verschiedenen Themenfeldern der Integration geführt hat. „Bei der Evaluation hat sich unter anderem sehr deutlich gezeigt, dass
Sprache ein sehr wichtiges Thema ist. Daraus haben wir zum Beispiel die Idee eines Sprachkurses für Deutsch in der Pflege entwickelt“, erklärt Gakstatter.
Weiteren Input erhielt er von vergleichbaren Einrichtungen, die schon mehr Erfahrungen beim Onboarding von Fachkräften aus dem Ausland haben. Ein wichtiger Impulsgeber sei zudem der
Werkzeugkoffer des „Deutschen Kompetenzzentrums für internationale Fachkräfte
in den Gesundheits- und Pflegeberufen“. „An den dort aufgeführten Empfehlungen orientieren sich die meisten Einrichtungen und Kliniken, die internationale Mitarbeitende rekrutieren“,
erklärt Gakstatter.
Konkret umfasst das Onboarding-Angebot:
- Abholung am Flughafen und persönliche Begrüßung durch zukünftige Kolleg:innen und das Team des Integrationsmanagements
- Angebot von Wohnungen bzw. Zimmer in WGs, die die Christophorus Trägergesellschaft angemietet hat
- Willkommensmappe mit den wichtigsten Informationen zur Christophorus Gruppe, zum Alltagsleben in Deutschland und regionsspezifischen Besonderheiten
- Begleitung des neuen Mitarbeitenden in den ersten Tagen bei Behördengängen, der Einrichtung eines Bankkontos und der ersten sozialen Integration
- regelmäßige Teamaktivitäten, um den Zusammenhalt zu stärken
- interkulturelle Workshops mit den Teams, um das Verständnis für kulturelle Unterschiede im Team zu fördern
- Team-Events, um den sozialen Austausch zwischen den Mitarbeitenden unterstützen
- Ausarbeitung eines passend gestuften Einarbeitungsplans und adäquaten Mentoring- und Patient:innenprogramms
- Bildung von Patenschaften zwischen bestehenden und neuen Mitarbeitenden zur Unterstützung des Integrationsprozesses
- Sprachliche Weiterentwicklung durch
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- Kurse zur Vermittlung von Fachvokabular im Bereich Pflege nach der Einreise/ während des Anerkennungsverfahrens
- Möglichkeiten zur praktischen Anwendung der Sprache im beruflichen und sozialen Kontext
- Bereitstellung von/Beratung zu digitalen Begleitangeboten mit Blick auf Sprachkompetenzerweiterung
-
Ehrenamtsprojekt Willkommens-Mensch: Die Christophorus Trägergesellschaft möchte damit Bürgerinnen und Bürger als ehrenamtliche „Alltagshelfer:innen“ gewinnen,
die die Fachkräfte außerhalb der Arbeit bei der Integration an ihrem Wohnort unterstützen, beispielsweise durch gemeinsame Freizeitgestaltung, Kontakt zu Sportvereinen oder den
Gemeinden, als Ansprechpartner:in bei Fragen und Problemstellungen oder Begleitung bei Behörden- oder Arztgängen.
„Mit all diesen Angeboten wird deutlich, wer aus unserer Sicht die zentralen Faktoren eines erfolgreichen Onboarding-Prozesses sind: die Teams und das bestehende Personal“, erklärt
Gakstatter. „Alle wurden in die Grundsatzentscheidung, die internationale Anwerbung von Pflegefachpersonen im Unternehmen zu praktizieren - und mit allen daraus folgenden Konsequenzen zu
tragen, mit einbezogen. Welche Werte dabei für uns zählen, haben wir zudem in einer Grundsatzerklärung formuliert.“
https://christophorus-kliniken.de/
Text: Sabrina Becker | Foto: Christophorus Trägergesellschaft